Abdelkhadir Usman Salim hat keinen ultimativen Tipp parat für das, was er in kurzer Zeit am Sauerland-Kolleg als erster Flüchtling geschafft hat: Im Januar 2017 durfte ich ihm auf unserer Abschlussfeier das Zeugnis der Fachoberschulreife mit Qualivermerk überreichen.

Vor zehn Jahren führte sein langer Flucht weg von Somalia über Äthiopien und den Jemen nach Deutschland. Seine Reise endete 2011 in der Asylunterkunft in Sundern – Hachen.

Zunächst nur geduldet und von einer Aufenthaltserlaubnis und der Anerkennung als Flüchtlingweit entfernt, ohne ein Wort Deutsch, erhielt er ein Schul- und Arbeitsverbot. Im Umkreis von 40 Kilometern war es ihm nicht erlaubt, sich von seiner Unterkunft zu entfernen. 200 Euro im Monat standen Abdekhadir zur Verfügung. 2011 kämpfte er sich als Gasthörer in einen Deutschkurs der Volkshochschule, den er von seinem knappen Salär auch noch selbst bezahlte.

Nach drei Jahren verbesserte sich sein Status. Nun war es dem jungen Somalier möglich, einer „geringfügigen Beschäftigung“ in einem Kaufhaus nachzugehen und als Gasthörer im Januar 2014 in einen Integrationskurs bei der VHS einzusteigen. Dieser Sprachkurs lief bereits schon vier Monate. Trotzdem schaffte Abdelkhadir schon im Juni die B1–Abschlussprüfung einschließlich Einbürgerungstest als Zweitbester! Die Sache mit dem Integrationskurs wäre nicht möglich gewesen ohne die finanzielle, aber auch menschliche Unterstützung einer deutschen Familie, die den so sympathischen Jugendlichen inzwischen wie einen eigenen Sohn aufgenommen hatte.

Einen Monat später nahm Abdelkhadir sein nächstes Ziel in Angriff – die Anmeldung an unserer Schule. In nur einem Jahr durchlief er die Modularisierung und besuchte nebenbei unsere Integrationsklasse. 2015 stieg er dann in die reguläre Abendrealschule (R2) ein. Ohne eine Klasse wiederholen zu müssen, schaffte Abdelkhadir die FOR.

Selten hatten wir an einem Studierenden so viel Freude. Gern erinnere ich mich an seine kompetenten Referate in Deutsch und Geschichte. Er stellte seine Lieblingsband „UB 40“ vor und erklärte eindringlich die Auswirkungen von Rassismus in Afrika zur Zeit des Kolonialismus und Gegenwart.

Man bedenke – diese großartige Leistung unter dem Gespenst der täglichen Abschiebung. Das ist nun seit Ende letzten Jahres mit Hilfe eines kompetenten Anwalts vom Tisch.

Zum Schluss gibt Abdelkhadir doch noch eine Art Tipp: „Man muss Willen und Interessezeigen, dranbleiben und arbeiten. Es gibt keinen kurzen Weg….und natürlich : viel Geduld!“

Eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch für die Ausbildung zum Zerspannungsmechaniker hat er schon in der Tasche.

Das Sauerland – Kolleg wünscht Abdelkhadir viel Glück für die Zukunft !

Ingrid Rüngeler, Klassenlehrerin, Juni 2017