Von Dr. Wanda Klee
Der abendgymnasiale Bildungsgang abitur-online.nrw weist aus historischen Gründen ein begrenztes Fächerangebot auf. Entstanden aus einem Modellprojekt und inzwischen ein erfolgreiches Angebot an neunzehn Weiterbildungskollegs wählen die Schulen ihr individuelles Fächerprofil aus einer Gruppe von elf Fächern aus, für die im Rahmen der Modellphase landesweite Arbeitsgruppen zum Teil interaktive Materialien für die Arbeit in der Distanzphase erarbeiteten. Deutsch, Englisch, Mathematik und Biologie bildeten ursprünglich den Kernbereich, denn nur diese Fächer konnten bis 2010 auch als Leistungskurse gewählt werden. Das gesellschaftswissenschaftliche Aufgabenfeld wird vertreten durch Geschichte/Sozialwissenschaften – Pflichtfach der Einführungsphase – Soziologie und Volkswirtschaft. Im Rahmen der neu einsetzenden zweiten Fremdsprachen stehen Französisch und Latein zur Auswahl. Das mathematisch-naturwissenschaftliche Feld kann durch Informatik ergänzt werden. Seit 2010 haben die Schulen die Möglichkeit, den Fächerkanon durch weitere Fächer mit dezentral erstellten Materialien individuell zu erweitern.
Seit dem Schuljahr 2014/15 bietet das Westfalen-Kolleg Dortmund im Lehrgang abitur-online.nrw auch die Fächer Erziehungswissenschaft und Spanisch als neu einsetzende Fremdsprache an. Damit reagiert die Schulleitung auf zahlreiche und immer wiederkehrende Nachfragen von Bewerbern und Bewerberinnen nach diesen beiden Fächern. Eigene – zum Teil berufliche – Erfahrungen im sozialen bzw. pädagogischen Kontext bzw. der Plan, nach dem Abitur ein Studium im sozialpädagogischen Bereich zu beginnen sowie die zunehmend größere Rolle der spanischen Sprache im Leben vieler Studierender, sei es durch Musik, Urlaub, private Kontakte mit spanisch-sprachigen Personen, aber auch die Erweiterung der beruflichen Perspektive im spanischsprachigen Ausland, führen vermutlich zu dieser verstärkten Nachfrage.
Bevor diese Fächer den Studierenden angeboten werden konnten, mussten zunächst geeignete Materialien insbesondere für die Distanzphase zusammengestellt und aufbereitet werden. Auch mussten Lehrkräfte für ihren Einsatz im lernplattformgestützten Unterricht in Präsenz- und Distanz (blended learning) qualifiziert werden. In den beiden betroffenen Fachschaften fand sich jeweils eine kleine Arbeitsgruppe, die sowohl ein Konzept als auch Materialien für die einzelnen Semester erstellte. Die Schulung für die Arbeit im blended learning konnte zunächst hausintern von Dr. Wanda Klee durchgeführt werden, bis alle Kolleginnen und Kollegen die grundständige Qualifizierung durch QUA-LiS durchlaufen haben werden.
Seitens der Studierenden wird das erweiterte Fächerangebot gut angenommen. Nach einem Semester in der Einführungsphase, in der das Fach Erziehungswissenschaft zweistündig, d.h. mit jeweils einem zweiwöchentlichen Präsenz- und Distanzblock unterrichtet wurde, wählten die Studierenden mit großer Mehrheit Erziehungswissenschaft als Leistungskurs. Neben dem großen Lebens- und Praxisbezug, der erwachsenen Lernern entgegenkommt, bietet das Fach Erziehungswissenschaft auch den Vorteil, dass es sich für die alternierende Arbeit in den Präsenz- und Distanzphasen bestens eignet. Die Erfahrungen in der Einführungsphase haben gezeigt, dass längere Sachtexte von den Studierenden in individuellem Tempo zu Hause gelesen und mit Aufgaben vorbereitet werden können. In kursinternen Foren kann in der Distanzphase bereits ein erster Austausch zu einer Fragestellung stattfinden. Auch zeitintensive Internetrecherchen, schriftliche Übungen, Filmsequenzen und Ähnliches können in die Distanzphase verlegt werden. Im Sinne eines flipped classroom dienen Präsenzphasen vor allem der gemeinsamen Diskussion kontroverser Themen und pädagogischer Handlungsfelder sowie der Einführung neuer Theorien.
Auch der Spanischunterricht erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. In den beiden Semestern der Einführungsphase wird er mit wöchentlich sechs Stunden (je drei in Präsenz und Distanz) erteilt, um den Studierenden die Möglichkeit zu geben, Spanisch als Grundkurs in der Qualifikationsphase zu belegen und gegebenenfalls auch als drittes oder viertes Abiturfach zu wählen. Zusätzlich wird neben den geforderten Sprachkompetenzen vor allem Wert auf die Vermittlung des Lebensgefühls in spanisch-sprachigen Kulturen mit ihrer bunten kulturellen, kulinarischen und ethnischen Vielfalt gelegt. Um genau dies zu unterstützen, endet die Einführungsphase mit einem spanischen Abend, bei dem die Studierenden ihre neuerworbenen Sprachkompetenzen bei ausgelassener Stimmung und spanischen Tapas im Kontakt mit Muttersprachlern ausprobieren können. Thematische Schwerpunkte der Qualifikationsphase liegen in den Problemen und Alltagswirklichkeiten spanisch-sprachiger Länder (z.B. Straßenkinder Lateinamerikas, Tourismus in Andalusien, Ein- und Auswanderungsproblematiken, Sprachpolitik in Spanien).