Liebe Kolleg_innen,

das Rahel-Varnhagen-Kolleg koordinierte in den vergangenen zwei Jahren ein relativ aufwendiges Europaprojekt, an dem Einrichtungen der Erwachsenenbildung aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark und Griechenland teilnahmen: European Identity in Times of Crisis.  Im Rahmen dieses Projektes wurden eine Reihe von „outputs“ entwickelt, die möglicherweise auch für andere Schulen von Interesse sind, die für Projekte und Unterricht genutzt werden können.

Zusammenfassug der Projektziele und – ergebnisse:

It is a European target to many educational institutions – and those of further education – to integrate young and elder adults from less educational environments, persons applying for asylum, and increasingly those labelled as so-called „poverty migrants“ from Europe, into the respective societies‘ educational system. Every participating institution of further education (three german partners: two colleges for further education as well as one educational institution covered by MOT (TÜV Nord), a Dutch institution (Euricon) and three institutions for further education in Denmark (VUC Frederici), Greece and Spain were involved with the complex of problems in different ways and commonly want to deal with it. Therefore they changed their institution sustainably on different levels with the aim to develop a cognisable European identity: By implementation of cultural European references due to curricula and programs by concrete regional analysis of social consequences of the European crisis („normalcy classes“) as well as by innovative methods, the target groups are to be led to their institutions and to be fostered by education (examinations/certificates). The methods, closely developed in the context of the project with highschool teachers, are didacticalised and made available on an open platform. Im Horizont dieser generellen Zielsetzungen lassen sich rückblickend Spezifika akzentuierter formulieren, welche die Besonderheit dieses Projektes ausmachen. Insbesondere, da es ein Surplus an Ergebnissen erbrachte, das zuvor so nicht zu erwarten gewesen war:
1. Hervorzuheben ist der ganzheitliche Ansatz, d.h. die bestätigte Notwendigkeit, die Institutionen im Hinblick auf eine Europäische Identität so zu verändern, dass sie qualitativ besser in der Lage sind, der Herausforderung einer Öffnung gegenüber den beschriebenen Zielgruppen gerecht zu werden und zugleich Elemente einer Europäischen Identität zu entwickeln. Im Verlauf des Projektes hat es bei den Einrichtungen eine stärkere Orientierung auf die Zielgruppe erwachsene Flüchtlinge gegeben, dies impliziert quantitative wie auch qualitative Aspekte. Dies fand seinen Niederschlag in der verstärkten Integration der zentralen Zielgruppen, in den Aktivitäten während des Projektes („transnational meetings“), aber auch den outputs, die Teil der jeweiligen Schulpraxis geworden sind. 2. Die auf dieses Ziel zugeschnittene Arbeit an dem Ensemble von outputs hat sich als effektives Instrument erwiesen, einen solchen Transformationsprozess voranzubringen. Die Ergebnisse können von anderen Einrichtungen der Erwachsenenbildung (aber auch in Teilen Jugendschulen und der politischen Bildung) genutzt werden. 3. Erfreulich ist ein fruchtbares Wechselspiel von avancierten fachwissenschaftlichen Inputs seitens der beteiligten Wissenschaftler, die in enger Anlehnung an die Wünsche der Partner zur Verfügung gestellt, aufgegriffen und genutzt wurden, dann aber wieder dahingehend rückwirkten, dass in Kooperation mit den beteiligten Einrichtungen Ergebnisse generiert wurden, die in mehreren Feldern zu neuen Forschungsergebnissen beitrugen. Diese sind im Einzelfall schon publiziert oder werden in naher Zukunft veröffentlicht. Beispiel: Auf der Basis des Analysetools (output 3) recherchierten die verschiedenen Partners charakteristische Symbolisierungen Europas in den jeweiligen Mainstreammedien, die dann wiederum dazu dienten, (erstmals) „Europa in der Bildsprache Europas, – Europasymbole in europäischen Karikaturen“ (Dr. Matthias Thiele, Universität Dortmund) zu erfassen. 4. Weitaus höher als zunächst angenommen muss die Bedeutung der Sommerakademie in Griechenland („Ausbildungs- , Unterrichts- und Lernaktivität“) angesehen werden. Nicht nur war es möglich, in 15 verschiedenen Workshops kreative Konzepte für eine etwas andere Form des Lehrens und Lernens von heterogenen Gruppen zu erproben und vermitteln, es war auch der entscheidende Impuls für die Einsicht aller teilnehmenden Partner, solche internationale Begegnungen als essentielles zukünftiges Element der Einrichtungen zu verstetigen. 5. Ein Teil der gemeinsamen Recherchen und Projekte soll über das Ende der Projektlaufzeit kontinuierlich fortgesetzt werden. 6. Im Rahmen des Projektes entwickelten die teilnehmenden Institutionen (d.h. Lehrende und Studierende) ein schärferes Bewusstsein zu einer „European Identity in times of crisis“, das seinen Niederschlag in einem gemeinsam formulierten Europäischen Manifest findet. Die darin festgelegten Wünsche, Anregungen und Forderungen spiegeln ein neues Selbstverständnis und sollen dazu dienen, nicht nur mit anderen Einrichtungen der Erwachsenenbildung sondern auch den politischen Repräsentanten in den Partnerländern, aber auch Europa insgesamt diskutiert zu werden.

Anmerkungen zu den outputs des Europaprojektes:

Die im Rahmen des Projektes erstellten „outputs“ stellten ein zentrales Element für das Erreichen der Zielsetzungen des Projektes dar. Die Arbeit an Ihnen implizierte verschiedene Funktionen:

  1. Die gemeinsame Erarbeitung eines anspruchsvollen theoretischen Rahmens (Normalismustheorie/ in Kooperation mit Prof. Jürgen Link/ Prof Rolf Parr, – Universität Duisbung/Essen).
  2. Eine Erarbeitung diskurstheoretischer Analysemethoden (in Kooperation mit dem kulturwissenschaftlichen Institut an der Universität Dortmund, Prof. Ute Gerhardt).
  3. Die Erstellung verschiedenster Module/ Materialien, deren Implementierung in die Curricula der Schulen die Schaffung dessen, was im Projekt als „European Identity“ begriffen wird, verstärkten.
  4. Die fachliche, aber auch methodisch-didaktische Kompetenzerweiterung der Lehrenden an den Partnerinstitutionen.
  5. Eine Sensibilisierung nicht nur der Lehrenden, sondern auch der Studierenden gegenüber Phänomenen wie Fremdenfeindlichkeit/ Rassismus und gegenüber Aspekten sozialer und ökonomischer Verwerfungen im Horizont einer andauernden europäischen „time of crisis“.
  6. Über die (in einem Teil der outputs) nahe gelegten pädagogischen Arrangements wurden zudem Selbstständigkeit, Eigenverantwortung, Kreativität und Selbstkonzept von Studierenden gestärkt und die Motivation von vor allem Teilnehmer_innen aus den Zielgruppen, Angebote der Weiterbildung zu besuchen, verbessert werden. Auf dem ersten „transnational meeting“ (Frederica) wurden (s.o.) wesentliche für den theoriebezogenen Hintergrud relevante Elemente vorgestellt und diskutiert und darüber hinaus erste informelle Absprachen über die Form und Gestalt der Materialien getroffen. Konsens fanden folgende Überlegungen: a) Eine möglichst hohe Vielfalt an exemplarischen Konkretisierungen ist erstrebenswert (Beispiel: literarische Bezüge wie sie output 1 vorsieht finden sich in Form von eher klassischen Unterrichtssequenzen wie sie idealtypisch in dem Beitrag zu Byron kristallisiert sind, aber eben auch über den (wunderbaren) Film, der in Mitwirkung unseres griechischen Partners auf Kreta entstand („Fortress Europe“) sowie dem längeren kulturgeschichtlich-literarischen Beitrag „Europa, Begriff/Kulturgeschichte/Facetten). Einzelne Sequenzen sind so gestaltet, dass sie unmittelbar für „abitur-online“ genutzt werden können. b) Eine enge Festlegung auf einen bestimmten Typus von Standard bezüglich der Gestaltung der Materialien (wiederum etwa der „Byron“-Beitrag) ist vor dem Hintergrund der divergierenden pädagogisch-didaktisch-methodischen Praktiken in den unterschiedlichen Ländern nicht realistisch. Ein Teil der engagierten Kolleg_innen wäre damit überfordert. Sie sollten deshalb als Minimalkriterium so gestaltet sein, dass sie nachvollziehbar an den verschiedenen Einrichtungen als Basis für jeweils spezifische Adaptionen dienen konnten. c) Viele Materialien sind so zu begreifen, dass sie nicht nur isoliert (in bestimmten fachlichen Kontexten) genutzt werden, sondern durchaus interdisziplinär mit anderen -sagen wir Modulen- verkoppelt und projektorientiert genutzt werden können. Exemplarisch (und intendiert beispielgebend) ist dies im Hölderlin-Beitrag explizit und vergleichsweise aufwendig entwickelt.
  7. Zu den outputs/ Anmerkungen: 1. Neben Materialien, die („hohe“) literarische Beispiele von europäischer/ kulturübergreifender Solidarität aufgreifen, steht eine Vielzahl von outputs, die pädagogische Überlegungen/ Konzepte in den Mittelpunkt stellen, welche die Überwindung von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Stereotypen etc. intendieren. Häufig arbeiten diese mit Elementen, die „elementarliterarische“ Beispiele aufgreifen. 2) Das „tool/sysykol“ (output 3) wurde von allen Partnern diskutiert und modifiziert. Im Kontext seiner Erprobung erfolgten von allen Partnern Recherchen (v.a. konzentriert auf „mainstream“-Medien), die zu länderspezifischen Materialsammlungen und -analysen führten (welche – wie schon erwähnt – als Basis für eine Metaanalyse dienten). 3. Für die einzelnen Regionalanalysen (Stichwort „normality classes“) entwickelten die Partner gemeinsam zwei Untersuchungswege: a) Parameter für die „objektiven“ Recherchen; b) einen „questionnaire“. Die ersten Regionalanalysen liegen als outputs vor. Sie werden von einer ehemaligen Studierenden des RVK im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit ausgewertet, die krankheitsbedingt erst Anfang 2018vorliegen wird. Aus der Basis ihrer Untersuchung wurde jedoch ein knapper Auswertungsbericht verfasst, der den output-Ergebnissen beigefügt ist und u.a. Teile erweiterter Anfragen an die Partner und Vorschläge für neue, für die weitere Arbeit vorgesehene Parameter enthält. Dr. Schmale hat eine erste Analyse der „deutschen“ Umfragen erstellt. Eine Gesamtauswertung (und Interpretation) wird nach dem Eintreffen der noch ausstehenden Projektmittel erfolgen. 4. Neben den für das Festival 2016 erstellten Video-Clips findet sich ein Beispiel, das die Weiterführung dokumentiert.

 

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Für Rückfragen: bekuehmel@t-online.de