Projektkurs „Architektur verstehen“ am WbK Bonn

Was versteht man unter den Begriffen Arkade, Krabbe, Kreuzblume oder Erker? Wozu dient ein Strebewerk? Wodurch wird ein Gebäude zum Denkmal und woran erkennt man, in welcher Zeit es erbaut wurde? Welche sind die genauen Epochen der Architektur? Und ist das für unsere heutige Zeit überhaupt noch wichtig? Mit dieser Thematik setzen sich einige Viertsemester aus dem Projektkurs „Architektur verstehen“ am WbK Bonn auseinander.

Der von Frau Dr. Lennartz geleitete Kurs ist einer von drei verschiedenen Projektkursen am Weiterbildungskolleg Bonn, der zu Beginn des vierten Semesters für die angehenden Abiturienten zur Wahl steht. Dieser wird dann zwei Semester lang Teil des wöchentlichen Unterrichts und die Kursabschlussnote fließt mit in die Zulassungsnoten fürs Abitur ein.

Behandelt wird das Wissen um die Epochen und Stile der Architektur, das Erkennen der architektonischen Besonderheiten vor allem im Hinblick auf die Gebäude im Köln / Bonner Raum. Mit Vorträgen eines von Frau Dr. Lennartz eingeladenen Denkmalpflegers (Herrn Dr. Stevens) und der vorwiegend selbstständigen Gruppenarbeit an Projekten wird das Verständnis von Architektur vermittelt und erarbeitet. Der Unterricht dient dem Abwägen der für die Betrachtung und Präsentationen angemessenen Methoden. Anhand von Bauwerken eignen die Studierenden sich das Wissen zu Epochenmerkmalen samt dem zugehörigen Vokabular an. Bei der Beschreibung einzelner Bauten wird dieses Wissen angewendet und üben zugleich sach- und adressatengerechtes Schreiben geübt, wodurch sich die Sicherheit im korrekten Erfassen festigt. Unter Anleitung der Lehrerin werden die Texte überprüft und überarbeitet. Darüber hinaus werden Ausflüge einzelner Projektgruppen sowie des ganzen Kurses zur Besichtigung von vorher bestimmten Bauwerken unternommen.

Zu Beginn wurden Ideen zur Konzeption des Kurses gesammelt. Die Studierenden können die Planung mitgestalten und ihre eigenen Ideen und Interessen einbringen. Es folgte das Erlernen von Grundbegriffen und, darauf aufbauend, Projektarbeit zu einzelnen Denkmälern. Wir bilden Projektgruppen, die jeweils selbst gewählte Bauwerke untersuchen. Dazu zählen das Besichtigen des Gebäudes, die Fotodokumentation und die Gestaltung einer Präsentation unter architektonischen Aspekten. Die gewählten Bauwerke stehen größtenteils im Raum Bonn und decken mehrere Epochen der hiesigen Architektur ab. Die Romanik ist mit dem Bonner Münster im Stadtkern vertreten und nicht weit davon der Barock mit dem Kurfürstlichen Schloss. Gleich gegenüber dem Schloss, am Ende des Hofgartens, steht der klassizistische Bau des Akademischen Kunstmuseums und in der Nähe des Bonner Marktplatzes die gotische St. Remigius-Basilika. Historismus kann in Bonn besonders bei den Häusern der Südstadt und auf Schloss Drachenburg bei Königswinter besichtigt werden. Die Moderne wird mit dem weithin sichtbaren „Post“-Tower und dem „Kameha“-Hotel vorgestellt. Am Ende des Kurses werden die Ergebnisse in einer Infomappe zusammentragen, die eine individuelle Zusammenstellung verschiedener Bauten für eigene Stadterkundungen ermöglichen soll.

Zunächst folgt jedoch nach den Präsentationen der Projektgruppen eine Exkursion zum Kölner Dom. Dort können wir dann in schwindelerregenden Höhen Arkaden, Krabben, Kreuzblumen auf Strebewerk, viele andere Stilelemente und eine beeindruckende Aussicht auf Köln und den Dom genießen. Der Besuch des ansässigen Brauhauses „Früh“ bildet den Abschluss des Ausflugs.

Projektkurs Architektur 2017 am WbK Bonn: Führung durch den Kölner Dom

Am 14.11.2016 machten wir eine Exkursion zum Kölner Dom und erhielten von einer Mitarbeiterin der Dombauhütte eine Führung, welche sehr informativ war, da wir verschiedene Aspekte über den Bau des Kölner Doms erläutert bekamen. Hierbei wurden die Schwerpunkte auf die Systeme zur Ableitung des Regenwassers, die Statik und die verschiedenen Baumaterialien des Doms gelegt, auf die wir im Folgenden näher eingehen werden. Die Baugeschichte des Domes erstreckt sich über mehrere Jahrhunderte, in denen sich sowohl die verfügbaren Materialien als auch die Techniken z.T. änderten.

Zunächst wurden die Abwassersysteme thematisiert. Rund um den Kölner Dom und auf dem Dach befinden sich Regenrinnen, welche mit Pfeilern verbunden sind,  von denen ebenfalls noch weitere Rinnen abführen. Das führt dazu, dass sich auf dem Dom kaum Wasser sammelt, da es direkt abfließt. So wird verhindert, dass stehendes Wasser in die Bausubstanz eindringt und sie dadurch nachhaltig schwächt oder sogar zerstört.

Als nächstes wurde die Statik des Doms genauer erläutert. Das Strebewerk bestimmt das Erscheinungsbild einer gotischen Kirche. Auf dem beiliegenden Bild ist das Strebewerk am südlichen Langhaus des Doms zu sehen, das eine statische Funktion hat. Die Strebebögen sollen die auf dem Dach der Kirche lastenden Windkräfte sicher zum Boden ableiten, zugleich müssen die Strebebögen aber auch den seitlichen Schub der Gewölbe auffangen. Insgesamt ermöglichen diese Stützen durch die Entlastung der Wände die großen Fensterflächen der gotischen Kathedrale.

Als Letztes wurden die verschiedenen Baumaterialien, die zur Erbauung des Doms genutzt wurden, angesprochen. Fast für den gesamten Bau des Doms wurde vor allem Trachyt-Stein vom Drachenfels verwendet. Seit dem Weiterbau des Domes von 1842 wurde grobkörniger Sandstein aus Schlaitdorf im Neckargebiet verarbeitet, z. B. bei beiden Querhausfassaden und dem oberen Teilen von Lang- und Querhaus. Das Problem des Sandsteines ist, dass er sehr schnell verwittert und dadurch porös wird. Im Inneren des Doms wurde im 19. Jahrhundert bei der Vollendung des Domes der Dachstuhl für das große Langhaus als Eisenkonstruktion verwirklicht, um die Lasten des Gebäudes zu verteilen.

Hinweis:

Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung der Dombauhütte Köln