Seit Beginn des Sommersemesters 2015 gibt es am Weserkolleg in Minden ein neues Projekt, das den „drop-out“, insbesondere im Abendrealschulbereich, reduzieren soll: In einer Pilotklasse des ersten Semesters FV wurden jeweils 3 Schüler von einem speziell fortgebildeten Kollegen „gecoacht“, d.h. der Kollege fungierte als individueller Ansprechpartner bei schulischen und persönlichen Problemen, zusätzlich zu dem Klassenlehrer und der Schulsozialarbeiterin (Natürlich gab es dabei zwischen Coach, Klassenlehrer und der Schulsozialarbeiterin, Frau Rosie Berning, eine z.T. äußerst intensive und konstruktive Zusammenarbeit was von Schülerseite begrüßt wurde).
Alle Gespräche waren dabei absolut vertraulich und freiwillig, das Angebot wurde gerne genutzt. In jeweils drei einstündigen Gesprächen hatten Coach und Coachee während des Semesters die Gelegenheit, auch tieferliegende Gründe für schulische Probleme zu beleuchten und gemeinsam mit dem Schüler nach individuellen Lösungswegen zu suchen. Die betreffenden Kollegen zeigten dabei bereits im Vorfeld des Projektes sehr großes Engagement: Nachdem sich nach einer Einführung zum Thema „Coaching“ im Lehrerkollegium eine große Anzahl von Kollegen für ein Coaching- Projekt am Weserkolleg Minden interessiert hatte (etwa ein Viertel der KpllegInnen!), fand im Vorfeld eine interne Weiterbildung durch einen Personal Coach statt, in der Grundlagen des Schülercoachings vermittelt wurden.
Im Februar starteten die Kollegen dann mit den ersten Coaching- Gesprächen. Eine Steuerungsgruppe, bestehend aus dem Abteilungsleiter ARS, Eicke Stolt, einer organisatorischen Leiterin, Julia Zielke, und dem Personal Coach betreute dabei die coachenden Kollegen. Während des gesamten Sommersemesters wurden die Kollegen parallel weitergebildet und die Steuerungsgruppe moderierte darüber hinaus auch den gegenseitigen Austausch und die Reflexion und Evaluation des Pilotprojektes: Besonders schwierige Fälle wurden anonymisiert in einer kollegialen Supervision diskutiert, um Lösungswege zu erarbeiten.
Eine Erkenntnis aus der Evaluation dieses Sommersemesters ist, dass der Coachingprozess möglichst früh im Semester und im Bildungsgang einsetzen muss, um zu verhindern, dass einzelne Schüler schon vor einer Beratung das Kolleg verlassen. Eine weitere Erfahrung scheint uns, dass die Relation Coach- Coachee maximal eins zu drei sein sollte, um die Belastung der Kollegen im Rahmen zu halten. Auch die gegenseitige Unterstützung und der Austausch innerhalb der Gruppe der Coaches wurde als ebenso fruchtbar wie unerlässlich für den Coachingprozess erachtet.
Die individuelle Betreuung und die ausführlichen und intensiven Gespräche wurden von ausnahmslos allen gecoachten Schülern als äußerst positiv und ungewöhnlich hilfreich empfunden, zieht Julia Zielke eine erste Bilanz des Schülercoachings. Auch die beteiligten Kollegen sehen das Projekt durchweg positiv, trotz der manchmal schwierigen zeitlichen und organisatorischen Vereinbarkeit von Coaching, Unterricht und anderer schulischen Verpflichtungen.
Das Projekt wird in 2016 weiter fortgeführt und soll in Zukunft auch auf andere Klassen ausgeweitet werden: Dazu sollen im WS vier weitere Kollegen zu Coaches ausgebildet werden.